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Vortrag von Dr. Stefan Elsner

„Rassenhygiene“ der Nationalsozialisten - Aufarbeitung in der Region hängt von Engagement ab
Herr Dr. Elsner, ehem. Ärztlicher Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, sprach vergangenen Freitag am Koblenz-Kolleg über die Verstrickungen der Andernacher Klinik mit den Nationalsozialisten.
Am Vortag des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht, widmete sich diese Veranstaltung unserer Schule des Zweiten Bildungswegs, die zum Abitur führen möchte, ebenfalls einem schrecklichen Kapitel der Zeit der NS-Zeit – der Unfruchtbarmachung und Tötung von geistig, seelisch und körperlich Kranken, auch bekannt als Eugenik und Euthanasie.
Wie Herr Dr. Elsner berichtete, gedenkt die Klinik in Andernach seit den 1990er Jahren den Opfern des Nationalsozialismus und damit auch den Opfern der „Rassenhygiene“ und der „Euthanasie“. In einer couragierten und kritischen Zivilgesellschaft in Andernach hat sich ein Gedenken an die Opfer, die zwangssterilisiert oder nach Hadamar in den Tod geschickt wurden, durchgesetzt. Die Andernacher Klinik war an den Entscheidungen über die Schicksale der Betroffenen direkt und indirekt beteiligt. In der letzten Phase der NS-Herrschaft starben auffällig viele Patienten. Es gab Verschickungen zu Tötungsanstalten in den Osten. Eine Ursache für das Sterben vor Ort könnte die kriegsbedingte Mangelversorgung in der Klinik selbst gewesen sein. Ob es in Andernach auch so genannte „wilde“, da nicht mehr zentral organisierte, „Euthanasie“ gab, ist nicht genau zu klären; es fehlen bislang Belege.
Herr Dr. Elsner steht für jenen wachsamen Teil der Zivilgesellschaft. Vor einem Publikum aus Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern des Koblenz-Kollegs entfachte er eine lebhafte Diskussion über Euthanasie in unserem Nachbarland, den Niederlanden, in der er ebenso mutig wie sachkundig seine Meinung vertrat. Schülerinnen und Schüler erkannten manche Parallele zu seinem Vortrag, scheuten sich aber nicht kritische Fragen zu stellen.
Vielen Dank für Ihr vorbildliches, ehrenamtliches Engagement, Herr Dr. Elsner!