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POL&IS : Das Bildungsplanspiel für Erwachsene

POL&IS : Das Bildungsplanspiel für Erwachsene

Am 20. Mai 2014 wurde der Seminarraum des Staatlichen Koblenz-Kollegs für drei Tage zum Sitz der UN-Generalversammlung. Angeleitet durch zwei Jugendoffiziere der Bundeswehr übernahmen insgesamt 26 Kollegiatinnen und Kollegiaten der K2 die Rollen verschiedener politischer Funktionsträger. So saßen neben den jeweils drei Vertretern (Ministern) der sechs Regionen Amerika, Europa, China, Russland, Arabien und Afrika die Weltpresse, die Weltbank, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) wie Greenpeace und Amnesty International und der UN-Generalsekretär. Äußerst wichtige Positionen! Und das allein ist nicht der einzige Grund, warum nach dem Einführungsvortrag am Vortag gleich mehrere junge Erwachsene in passender Kleidung an umfunktionierten Schulbänken ihre Rolle äußerst authentisch simulierten. Regierungschefs, Staats- und Wirtschaftsminister jeder Region entwarfen zunächst ein politisches Programm, welches anschließend vorgetragen wurde. Neben diesen Vorträgen für die Allgemeinheit wurden in Fachministerien Güter getauscht, Verträge geschrieben, Bündnisse geschlossen und Streitkräfte sowie Entwicklungshelfer eingesetzt (als Spielfiguren, versteht sich). Alle Beteiligten agierten dabei in einer gesunden Mischung aus Spaß an der Sache und Ernst in Anbetracht einer originellen Simulation.

Es gab also einerseits überspitzten Patriotismus und übereifrige Aufrüstung, andererseits auch eine konsequente Rückbesinnung auf die wechselseitigen Abhängigkeiten, die sogenannten politischen Interdependenzen. Denn schnell wurde den Beteiligten klar, dass die eigene Region die anderen braucht und umgekehrt. Die Startbedingungen, die durchaus Realitätsbezug hatten, boten Konflikte aufgrund der ungleichen Verteilung von  beispielsweise Rohstoffen oder Energiezentren. Die Simulation zirkulierte ständig, man erlebte die Komplexität und ständige Kommunikation der Politik am eigenen Leib. Jeder Einzelne prägte das Geschehen und war rasch mit vollem Einsatz und Elan bei der Sache.

Bemerkenswert war auch die realitätsnahe Nachahmung verschiedener politischer Interaktionen. Neben dem Ukraine-Konflikt waren auch die Piraterie an der afrikanischen Küste und die  Umweltverschmutzung in Amerika aktuelle Themen in der UN-Generalversammlung. Aber auch individuelle Ausgestaltungen wie eine Kaiserkrönung in Afrika und - erstaunlicherweise! - Frauenemanzipation in Arabien traten bereits am zweiten Tag ans Licht. Bei POL&IS ist beinahe alles möglich. Der Koblenzer Jugendoffizier Hauptmann Liebenthal sowie der eigens für das Planspiel aus dem westfälischen Augustdorf angereiste Jugendoffizier Hauptmann Potthoff führten die jungen Erwachsenen in wichtige, formelle Rahmenbedingungen ein, äußerten konstruktive Kritik und waren stets präsent. Es wurde jedoch auch ausreichend Freiraum für Selbstständigkeit und Eigeninitiative geboten. Am Ende eines jeden Tages diskutierte man die Jahresbilanz. Abschließend blickte man auf drei POL&IS-Jahre zurück.

Zum Schluss merkte ein jeder die Anspannung, die in jedem guten „Spiel“ in der finalen Runde aufkommt. Etwas übermütig wurde seitens der US-Regierung ein Atomkrieg angedroht, woraufhin der amerikanische Wirtschaftsminister eine fiktive Bombe legte und damit seine eigene Regierung sprengte. Manch einer befürchtete den Zusammenbruch der Simulation, doch statt dessen wurde die rhetorische Geschicklichkeit eines stolzen afrikanischen Kaisers Mittelpunkt einer politischen Kontroverse. Vermutlich wäre einer Verlängerung der Simulation sofort zugestimmt worden und so kennzeichneten in der abschließenden UN-Generalversammlung humorvolle, verbale Fechtereien das Ende eines nie zu Ende gehenden „Spiels“. Dass impulsive Verhaltensweisen in der internationalen Politik zeitlos sind, daran erinnerte Herr Dr. Heinz, Initiator des Planspiels sowie Geschichts- und Sozialkundelehrer am Koblenz-Kolleg, und blickte damit auf die Julikrise des Jahres 1914 zurück.

Ob nun Atomkrieg, kommunistisches Manifest oder Kapitalismus - theoretisch ist alles möglich. Im Schulunterricht hört es jedoch meistens bei der Theorie auf. POL&IS setzt genau dort an und vermittelt politisches Verständnis durch Praxis. Wer einmal Minister oder Ähnliches war, weiß was ich meine. Abschließend ein Dank an den Initiator Herrn Dr. Heinz, die Jugendoffiziere Hauptmann Liebenthal und Hauptmann Potthoff sowie an alle beteiligten Kollegiatinnen und Kollegiaten für ihre engagierte Teilnahme!

Dimitri Keiner, K2

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