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Zeitzeugenbesuch
am Staatlichen Koblenz-Kolleg
Am 7. März 2016 wurde für den Geschichte-Leistungskurs der K4 Geschichte mit wahrhaft Erlebtem greifbar gemacht und so eine vergangene Zeit zu neuem Leben erweckt. Zum fünften Mal besuchte der 1930 geborene Hans Müller das Koblenz-Kolleg, um den Kollegiaten auf Einladung unseres Geschichtslehrers Herrn Dr. Heinz von seiner Kindheit und Jugend unter dem Schatten des NS-Regimes und der entbehrungsreichen Nachkriegszeit zu berichten.
Seine Schilderung begann der gebürtige Oberlahnsteiner mit einem Einblick in seine Familienverhältnisse und seinen Schulalltag vor und während des Zweiten Weltkriegs, welcher 1944 ein jähes Ende durch die Zerstörung seiner Schule durch einen Luftangriff fand. Trotzdem schätzte sich Herr Müller glücklich, dass er die Schule noch so lange besuchen konnte ohne, wie die älteren Jahrgänge, als Flakhelfer oder zum Ausbau des Westwalls einberufen zu werden.
Auch in sein Privatleben zwischen der Zwangsmitgliedschaft in der HJ und dem Dienst in der katholischen Kirche, zwischen der Angst vor Denunziation und dem heimlichen Hören von verbotenen englischen Radiosendern gewährte der 86jährige tiefe Einblicke. Erschreckend waren die Berichte über die allgemeine Furcht in der Gesellschaft, sich gegen die Regierung auszusprechen und dem „Wegsehen“ bezüglich der Existenz von Ghettos und Arbeitslagern. Auch wenn das gesamte Ausmaß des Holocausts nicht zu erfassen war, gestand Herr Müller, dass dennoch ein gewisses Bewusstsein gegenüber der Judenverfolgung vorhanden war.
Nicht weniger ergreifend waren die Schilderungen über die verheerenden Luftangriffe der Alliierten, die Lahnstein zerstörten und Herrn Müller zur Flucht auf das Land zwangen. Zwar war die Freude über das Ende des Luftkrieges groß, doch wurde das Kriegsende von vielen Zeitgenossen zunächst mehr als Niederlage denn als Befreiung wahrgenommen. Dieser Umstand wurde durch Hunger und Armut in der Bevölkerung während der französischen Besatzungszeit noch verstärkt. Seinen Bericht schloss Herr Müller mit einem Appell an die Kollegiaten, dass die Schrecken dieser Zeit niemals wiederkehren dürfen.
Gerade deshalb ist es wichtig, dass die letzten Stimmen dieser Zeit auch heute noch Gehör finden. In diesem Sinne und im Namen meiner Mitschüler, möchte ich mich bei Herrn Müller und Herrn Dr. Heinz bedanken, dass sie uns diesen Ausflug in die Vergangenheit ermöglicht haben.
Falk Hoppe, K4